Historische Spurensuche vor der Haustür: Stadt Neubrandenburg präsentiert Bildungsmaterial zur NS-Geschichte

Im Rahmen der "Aktionstage politische Bildung 2014" werden am 20. Mai innovative Bildungsprojekte zur Geschichte der Außenlager des KZ Ravensbrück in Neubrandenburg vorgestellt. Präsentiert werden Konzepte und Materialien, die zur lokalen Spurensuche und Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte anregen. Die Veranstaltung, zu der context. Bausteine für historische und politische Bildung e.V. und die Stadt Neubrandenburg alle Interessierten einladen, wird unterstützt von der Landeszentrale für politische Bildung, der Annalise-Wagner-Stiftung und der Dr. Hildegard Hansche Stiftung. Das Programm aus Vorträgen, Lesungen und musikalischen Beiträgen beginnt um 17 Uhr im Ratssaal des Neubrandenburger Rathauses.

Druckfrisch ist die Projektmappe "Zwei Außenlager des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück in Neubrandenburg" von Ulrike Maschner, die am 20. Mai vorgestellt wird. Das pädagogische Arbeitsmaterial, konzipiert für den schulischen Einsatz und zur Vertiefung von Gedenkstättenbesuchen, schickt Jugendliche - "vor der Haustür" - auf Spurensuche. Im Neubrandenburger Stadtbild erinnert wenig an die Außenlager "Ihlenfelder Straße" und "Waldbau", in denen mehr als 6.000 KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Die Projektmappe ermöglicht es, sich diesen Teil der Stadt- und Regionalgeschichte durch Quellenmaterial zu erschließen. Zahlreiche didaktisch aufbereitete Textquellen, Fotografien, Zeichnungen, Karten und Dokumente, fügen sich zu einem dichten Bild über die scheinbar "verschwundenen" Orte zusammen.

Vorgestellt wird zudem die Publikation "Ein Schmuggelfund aus dem KZ: Erinnerung, Kunst und Menschenwürde" von Constanze Jaiser und Jacob David Pampuch. Das Unterrichtskonzept für bildungsbenachteiligte Jugendliche schlägt Brücken zwischen historischem Lernen und Menschenrechtsbildung und wurde bereits bundesweit erprobt. Ausgangspunkt ist der Kassiberfund von 1975 aus dem Wald in Neubrandenburg-Fünfeichen mit Briefen, Dokumenten und künstlerischen Zeugnissen, die polnische Häftlinge als zukünftige Beweismittel für Menschenrechtsverletzungen aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück geschmuggelt haben. Beide Projektmappen wurden von der Annalise-Wagner-Stiftung ausgezeichnet und befinden sich im Bestand der Regionalbibliothek.

Das Veranstaltungsprogramm wird eingeführt von Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung. Matthias Heyl, Leiter der Pädagogischen Dienste der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, wird in seinem Vortrag "Gedenkstättenpädagogik ohne Gedenkstätte" über damit verbundene Herausforderungen für die politische Bildungsarbeit referieren. Sieglinde Scheel vom Demokratischen Frauenbund e.V. wird eine Initiative vorstellen, die sich für einen zentralen Gedenkort für die Opfer der NS-Zwangsarbeit in Neubrandenburg einsetzt. "Die Trauernde", eine Skulptur des Bildhauers Wolfgang Friedrich, ist als Mahnmal in der Neubrandenburger Innenstadt vorgesehen.