Vortrag über Antiziganismus entfällt leider
Vortrag von Markus End und Tobias von Borcke (Forum Antiziganismuskritik Berlin)
5. Dezember, 19 Uhr, Universität Rostock, Ulmenstraße 69, Raum 018
Tausende Anwohner klatschten Beifall, als im August 1992 in Rostock-Lichtenhagen hunderte Rechte eine Flüchtlingsunterkunft und ein Wohnheim vietnamesischer Vertragsarbeiter im Sonnenblumenhaus angriffen. Der Eskalation vorausgegangen war eine Welle von Rassismus und insbesondere antiziganistischen Ressentiments gegen Flüchtlinge aus Rumänien. Im Gedenken an die Ereignisse wird diese Spezifik wie auch das Schicksal der Asylsuchenden weiterhin weitgehend ausgeblendet.
In den letzten Jahren haben sich Medien, Wissenschaft und Politik zwar vermehrt mit dem Thema Antiziganismus beschäftigt. Die Auseinandersetzung bleibt jedoch häufig oberflächlich und ist nicht selten durch stereotype Wahrnehmungen geprägt. Dies führt immer wieder dazu, dass die Verantwortung für die in vielen Fällen äußerst schwierige Lage der von Antiziganismus betroffenen Menschen bei diesen selbst gesucht wird, statt bei der Mehrheitsgesellschaft, von der Ausgrenzung und Verfolgung ausgehen. Diskriminierende Berichterstattung, diffamierende Bürgerproteste und Demagogie rechtspopulistischer und neonazistischer Parteien sind auch mehr als zwei Jahrzehnte nach Rostock-Lichtenhagen keine Seltenheit.
Markus End und Tobias von Borcke sind Mitherausgeber des jüngst erschienenen Sammelbandes Antiziganistische Zustände 2. Kritische Positionen gegen gewaltvolle Verhältnisse und werden die Thematik vorstellen und diskutieren.
Eine Veranstaltung des Instituts für Politik- und Verwaltungswissenschaften, der Amadeu-Antonio-Stiftung und des Vereins context. Bausteine für historische und politische Bildung.